Datum 26.04.2011
Zwangsumerziehung
Chinas Polizei deportiert tibetische Mönche
Ab
zur "patriotischen Umerziehung": Chinesische Polizisten haben ein
tibetisches Kloster gestürmt. Mehr als 300 Mönche sollen abtransportiert worden
sein.
Chinas
Regierung hat bestätigt, dass es jüngst schwere Zwischenfälle im tibetischen
Kloster Kirti in Südwestchina gegeben hat.
"Einige wenige Mönche haben schon längere Zeit die soziale Ordnung schwer
gestört", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, in Peking. Die Regierung des
Kreises Ngaba (Provinz Sichuan)
habe für das Kloster eine "kollektive Rechtserziehung" angeordnet.
Das Vorgehen sei notwendig, "um die normale religiöse Ordnung zu
wahren".
Auf
exiltibetische Berichte, wonach bei der Erstürmung des Klosters in der Nacht
zum Freitag zwei Menschen ums Leben gekommen seien, ging der Sprecher nicht
ein. Nach Angaben von exiltibetischen Organisationen wurden mehr als 300 Mönche
gewaltsam an einen unbekannten Ort abtransportiert, um eine "patriotische
Umerziehung" über sich ergehen zu lassen.
Zahlreiche
meist ältere Menschen hätten versucht, die Mönche zu schützen und Blockaden
gebildet, um Polizisten, Soldaten und Funktionäre daran zu hindern, in das
Kloster einzudringen. Sie seien auch gewaltsam entfernt und in vier
Armeelastwagen weggebracht worden, berichtete die Organisation Free Tibet. Dabei seien ein
60-jähriger Mann und eine 65-jährige Frau ums Leben gekommen. Ihre Todesursache
habe bislang nicht unabhängig geklärt werden können.
Einige
jüngere Teilnehmer an der Blockade seien noch in Haft, während Ältere
freigelassen worden seien. Free-Tibet-Direktorin Stephanie Brigden
äußerte ihre "tiefe Sorge" über das Schicksal der fortgebrachten
Mönche und Demonstranten.
Seit
Mitte März gibt es Unruhen in Ngaba, nachdem sich ein
Mönch des Klosters selbst verbrannt hatte. Schon Mitte April hatten chinesische
Sicherheitskräfte vergeblich versucht, in das Kloster einzudringen, um Mönche
zwischen 18 und 40 Jahren zur Umerziehung abzuholen. Damals wurden mehr als
2000 Mönche zeitweise völlig von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem
Sicherheitskräfte das Kloster eingekesselt und belagert hatten.
Die
Lage in Ngaba ist seit dem Volksaufstand in Lhasa und vielen anderen tibetisch bewohnten
Gebieten vor drei Jahren
angespannt. Die kommunistische Volksbefreiungsarmee war 1950 in Tibet
einmarschiert. Das größte Hochland der Erde wurde in der Folge der Volksrepublik
einverleibt. Seither wehren sich viele Tibeter gegen die Fremdherrschaft der
Chinesen.