FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND

 

12. Juli 2011

Treffen zweier Nobelpreisträger: Obama empfängt Dalai Lama trotz chinesischer Kritik

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Nachdrücklich forderte China den US-Präsidenten auf, das geistliche Oberhaupt der Tibeter nicht zu treffen. Doch wie sein Vorgänger ignoriert Obama die Warnungen - es bleibt bei dem Termin im Kartenzimmer.

 

Trotz scharfer Kritik aus China hält US-Präsident Barack Obama an einem baldigen Treffen mit dem Dalai Lama fest. Das Präsidialamt in Washington teilte am Donnerstag mit, Obama werde das geistliche Oberhaupt der Tibeter am 18. Februar empfangen. Wenige Stunden später hieß es in chinesischen Staatsmedien, die Regierung in Peking fordere die sofortige Absage des Termins. Aus US-Kreisen verlautete, man gehe davon aus, dass die kommunistische Führung Chinas wie früher in solchen Fällen nur vorübergehend verschnupft reagieren werde. Die Beziehungen zwischen den beiden Mächten sind bereits durch andere Fragen belastet.

"Der Dalai Lama ist eine international respektierte geistliche Leitfigur", sagte der Sprecher des US-Präsidialamts Robert Gibbs. Der Präsident freue sich auf ein konstruktives Gespräch. Die beiden Friedens-Nobelpreisträger sollen sich nicht im Oval Office des Weißen Hauses treffen, sondern im Kartenzimmer. Damit soll signalisiert werden, dass dem Dalai Lama kein Staatsempfang bereitet wird. Dies entspricht der Vorgehensweise bei vorherigen Besuchen des buddhistischen Mönchs, der sich bereits mit Präsidenten wie George W. Bush getroffen hat. China hatte diese Gespräche verurteilt, jedoch keine konkreten Maßnahmen ergriffen.

Aus US-Kreisen verlautete, auch diesmal rechne man mit Kritik aus China an dem Treffen und "dass wir dann weitermachen". Die amerikanische Regierung gehe davon aus, dass es vielleicht einige Monate lang eine Abkühlung der Beziehungen geben werde. "Aber das wird weder die Beziehungen zerstören, noch wird es von langfristiger Dauer sein", hieß es. China wirft dem Dalai Lama vor, Tibet in die Unabhängigkeit führen zu wollen. Der Mönch selbst spricht von einer größeren Souveränität für das tibetische Volk. Chinas Armee war 1950 in Tibet einmarschiert. Der Dalai Lama lebt seit 1959 im Exil.

Obama hatte aus Rücksicht auf China eine frühere Gelegenheit zu einem Treffen mit dem Dalai Lama nicht wahrgenommen. Dies brachte ihm in den USA heftige Kritik von Kongressabgeordneten und Menschenrechtgruppen ein. Nach einer Studie des Pew Forum ist der Buddhismus nach dem Christen- und Judentum inzwischen die drittgrößte Religion in den USA, wenn auch mit deutlichem Abstand.

China hatte bereits auf die Ankündigung von Waffenlieferungen an Taiwan scharf reagiert. Die USA sind ihrerseits verärgert darüber, dass China seine Exporte in die USA mit einem künstlich niedrig gehaltenen Kurs der eigenen Währung fördert.