FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND
16. Juli 2011
Einladung ins
Weiße Haus: Obama provoziert China mit Dalai-Lama-Treffen
© Bild: 2011 AFP/TIM
SLOAN
Peking sieht es
nicht gern, wenn westliche Regierungschefs das Oberhaupt der Tibeter treffen.
Der US-Präsident empfängt den Dalai Lama trotzdem. Wegen der amerikanischen
Schulden ist die Stimmung zwischen China und den USA bereits gereizt.
Nach
der massiven Kritik Chinas am US-Schuldenstreit droht ein geplanter Besuch des
Dalai Lama die Beziehungen der beiden Länder weiter zu belasten. Ein Sprecher der Außenministeriums in Peking appellierte kurz vor dem
Empfang am Samstag in Washington an Präsident Barack Obama,
nichts zu unternehmen, was die Beziehungen beschädigen könnte.
Das
US-Präsidialamt teilte mit, mit dem Gespräch im Weißen Haus wolle Obama seine
"andauernde Unterstützung" für einen Dialog zwischen den Vertretern
Tibets und der chinesischen Regierung zum Ausdruck bringen. Obama werbe für den
Schutz der einzigartigen religiösen, kulturellen und sprachlichen Identität
Tibets sowie die Einhaltung der Menschenrechte.
Der
Dalai Lama ist das geistliche Oberhaupt der Tibeter. China wirft dem
buddhistischen Mönch vor, die Abspaltung Tibets von der Volksrepublik zu
betreiben und macht ihn für die immer wieder aufflammenden Unruhen in dem
Himalaya-Hochplateau verantwortlich. Der Friedensnobelpreisträger weist das
zurück, er wolle lediglich größere Autonomie für die Region, sagt er. Obama
hatte den Dalai Lama zuletzt im Februar 2010 getroffen, was ebenfalls zu
Spannungen mit China geführt hatte.
Die
Volksrepublik ist der größte ausländische Geldgeber der USA und angesichts des
ungelösten Streits um die Erhöhung der Schuldenobergrenze um den Wert seiner
Investitionen besorgt. Bekommen die USA ihre Schuldenprobleme nicht in den
Griff, droht eine Abwertung des Dollar - und damit
Verluste für Dollar-Investoren. Obama braucht die Zustimmung des Kongresses, um
die Schuldengrenze von 14.300 Mrd. Dollar anzuheben. Sollten die Gespräche
scheitern, sind die USA voraussichtlich ab dem 2. August zahlungsunfähig.