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Dalai Lama setzt Hoffnungen auf Führungswechsel in China

Beschreibung: Dalai Lama: "Die neue Führung könnte milder auftreten"

Dalai Lama: "Die neue Führung könnte milder auftreten"

Der bevorstehende Führungswechsel in Peking könnte eine Entspannung im Konflikt um Tibet bewirken. Darauf hofft zumindest der Dalai Lama. Die tibetische Exil-Regierung wolle die Verhandlungen mit einer neuen chinesischen Führung wieder aufnehmen.

Berlin - Der Dalai Lama sieht Zeichen der Entspannung im Verhältnis zur chinesischen Führung. Er setze darauf, dass die Politiker, die Ende des Jahres in die höchsten Ämter von Staat und Partei rücken werden, die starre Haltung gegenüber den Tibetern aufbrechen werden.

"Ich kann das noch nicht sicher sagen, aber meine chinesischen Freunde sagen, die neue Führung könnte milder auftreten", sagte der Dalai Lama der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview in Dharamsala. In dem indischen Himalaja-Ort lebt das geistliche Oberhaupt der buddhistischen Tibeter seit Jahrzehnten im Exil.

Der Dalai Lama betonte, sollten die Chinesen "in ihrem eigenen Interesse" eine realistischere Haltung einnehmen, seien die Tibeter zu einer "vollständigen Kooperation" bereit. Formale Verhandlungen zwischen der Regierung in Peking und Abgesandten des Dalai Lama liegen seit 2010 auf Eis. China bezeichnet die Regierung der Exil-Tibeter als illegal und lehnt Zugeständnisse, etwa eine weitreichende Autonomie für die Region, bislang kategorisch ab.

Die nun geäußerte Zuversicht des Dalai Lama liegt darin begründet, dass voraussichtlich noch in diesem Jahr Xi Jinping neuer chinesischer Präsident werden dürfte. Mit dessen Vater, Xi Zhongxun, war der Dalai Lama in den fünfziger Jahren persönlich bekannt. Dieser gilt als einer der liberalsten Anführer der Chinesischen Revolution und war in der Tibet-Frage kompromissbereit.

Merkel will Lage der Minderheiten ansprechen

 

Tibet wurde 1950 von China erobert und gilt nun als autonome Region innerhalb der Volksrepublik. Die Tibeter und vor allem die Mönche wehren sich seit langem gegen die von ihnen ausgemachte Unterdrückung ihrer Kultur.

In den vergangenen Jahren haben viele Tibeter durch Selbstverbrennungen auf ihre verheerende Lage aufmerksam gemacht. Der Dalai Lama äußerte Verständnis für die Verzweiflungstaten: "Ich werde niemanden zu diesen drastischen Taten ermutigen, aber sie sind nachvollziehbar und sehr, sehr traurig." Peking müsse nun darauf reagieren: "Natürlich ist es einfach, mir oder einigen Tibetern die Schuld zu geben, aber das wird das Problem nicht lösen."

Am Donnerstagmorgen trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel mit mehreren Ministern zu den zweiten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Peking ein. Bei ihren Gesprächen mit der Führung in Peking will Merkel auch die Menschenrechtssituation und die Lage der Minderheiten, wie der Tibeter und Uiguren, ansprechen.

Protest gegen China Zwei junge Tibeter verbrennen sich selbst

Verzweifelter Protest gegen die chinesische Herrschaft: Zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren haben sich in Aba im Südwesten Chinas vor einem Kloster angezündet. Die jungen Männer aus Tibet starben später im Krankenhaus.

Peking - Aus Protest gegen die chinesische Führung haben sich erneut zwei Tibeter selbst in Brand gesteckt. Die jungen Männer im Alter von 17 und 18 Jahren seien anschließend ihren Verletzungen in einem Krankenhaus erlegen, berichtete der US-Sender Radio Free Asia.

Die Tibeter zündeten sich in der Stadt Aba in der südwestlichen Provinz Sichuan an und riefen Parolen gegen die Tibet-Politik der Volksrepublik. Die Schwester einer der beiden Männer habe sich im Februar auf gleiche Weise getötet, hieß es.

Selbstverbrennungen sind ein symbolischer Protest gegen die chinesische Herrschaft. Seit März 2011 zündeten sich nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen rund 50 Tibeter an - die meisten davon Mönche.

Nach chinesischer Lesart wurde Tibet 1951 durch die Volksarmee "friedlich befreit". Durch demokratische Reformen in den späten fünfziger und sechziger Jahren wurde demnach das feudale Sklavensystem abgeschafft und 1964 Tibet als autonomes Gebiet der Volksrepublik etabliert. Peking gibt außerdem an, den Tibetern Religionsfreiheit zu gewähren und ihnen durch wirtschaftlichen Fortschritt einen besseren Lebensstil zu ermöglichen. Tibeter klagen dagegen seit Jahrzehnten über soziale und religiöse Diskriminierung.