17.12.2012
"Grobe
Einmischung"
China empört über Tibet-Appell der
Europäer
Peking
- Neue Spannungen zwischen China und Europa. Aus Sorge über die
Selbstverbrennungen von Tibetern fordert EU-Außenpolitikerin Ashton mehr
Freiheit für das tibetische Volk. Peking reagiert empört.
Die
chinesische Regierung hat einen Aufruf der Europäer zum Dialog mit den Tibetern
als „grobe Einmischung in
Chinas innere Angelegenheiten“ zurückgewiesen. Nach Informationen der
Nachrichtenagentur dpa übermittelte das Außenministerium den Protest am Montag
einem Vertreter der Europäischen Delegation in Peking. Der Sprecher des
Außenamtes, Hong Lei, äußerte vor Journalisten das „starke Missfallen und den entschiedenen Widerstand“ Chinas
und sprach von „grundlosen
Beschuldigungen“.
Der
Sprecher reagierte auf einen Appell der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton
vom Freitag, den tiefen Ursachen für die wachsende Zahl von Selbstverbrennungen
von Tibetern aus Protest gegen die chinesische Herrschaft nachzugehen. Die
oberste EU-Außenpolitikerin hob das Verständnis der Europäer für deren
Verzweiflung hervor, rief aber zugleich zu einem Ende dieser „extremen Form des
Protestes“ auf. Mit Blick auch auf den Dalai Lama appellierte Ashton an die „religiösen Führer“
der Tibeter, „ihren Einfluss zu
nutzen, um zu helfen, den tragischen Verlust von Menschenleben zu beenden“.
Die
EU-Spitzenpolitikerin äußerte die Besorgnis der Europäer, die kulturelle
Identität der Tibeter zu beschneiden, die hinter der Zunahme der
Unzufriedenheit in den tibetischen Gebieten zu stehen scheine. Die chinesischen
Behörden müssten an die Wurzel der „Frustration des
tibetischen Volkes“ gehen. Es müsse sichergestellt werden, „dass ihre
bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen sowie sozialen und kulturellen
Rechte respektiert werden, einschließlich dem Recht, ihre eigene Kultur zu
leben, ihre eigene Religion auszuüben und ihre eigene Sprache zu benutzen“.
Die
Europäische Union fordere die chinesischen Behörden auf, die Versammlungs- und
Meinungsfreiheit der Tibeter zu achten und alle Personen freizulassen, die
wegen ihrer Teilnahme an friedlichen Demonstrationen teilgenommen hätten.
Diplomaten und ausländische Journalisten müssten freien Zugang zu tibetischen
Gebieten bekommen, forderte Ashton. Wie die dpa weiter erfuhr, protestierte die
chinesische Seite auch schon in Brüssel gegen diese Erklärung.
Fast
100 Tibeter haben sich seit 2009 mit Benzin übergossen und selbst angezündet,
um ihren Widerstand gegen die chinesische Herrschaft über ihr Volk zu bekunden.
Die Zahl hat seit November besonders stark zugenommen. Die chinesischen
Behörden reagieren mit einer Verschärfung von Sicherheitsvorkehrungen,
Festnahmen und der Entsendung von zusätzlichen Sicherheitskräften.