EPOCH TIMES
Samstag, 20.
April 2013
Irmtraut
Wäger und der XIV. Dalai Lama
Vertraute
des XIV. Dalai Lama
Irmtraut Wäger –
die
Mutter der deutschen Tibet-Hilfe
Die in
München lebende Irmtraut Wäger (93 J.) ist eine
bewundernswerte Frau, die in größter Selbstlosigkeit und mit enormem Einsatz
viel für Tibet und die Anliegen des
XIV. Dalai Lama gearbeitet hat.
Ihre Lebenskräfte sind nunmehr fast erschöpft.
Am 9.
April 2013 ließ der XIV. Dalai Lama sie von ihrer Wohnung abholen und nahm sich
in einem separaten Raum auf dem Münchner Flughafen eine Stunde Zeit, Irmtraut
zu sprechen, zu umarmen, zu segnen und sich für ihre einzigartige Arbeit zu
bedanken.
Im Jahr
2011 ist ihr Buch "Amala – Mein Leben für Tibet"
im Nymphenburger Verlag München erschienen. Es ist ein zutiefst berührendes
Buch.
Das
Lebensschicksal der am 29. August 1919 in Ostpreußen geborenen Irmtraut Wäger, Tochter eines Rittergutsbesitzers, ist bewegend und
zugleich vorbildhaft in Bezug auf die immer wieder neue Bewältigung von
schwierigsten Notlagen. Bereits in frühester Kindheit hat sie die schweren
Arbeiten in der Landwirtschaft kennengelernt. Das Motto ihres gütigen und
strengen Vaters hat sie lebenslang begleitet, wenn er an den Weihnachtsfesten
sagte: „Erst kommen die anderen, dann kommt ihr!“
Schon mit
einundeinhalb Jahren kam sie mit dem Tod in Berührung, als ihre Mutter durch
falsche ärztliche Behandlung an einer Blutvergiftung starb. Ihre damals 17
Jahre alte Schwester Marga war so innig mit der Mutter verbunden, dass eine
Welt für sie zusammenbrach; in einer spiritistischen Séance
wurde für Marga die Verbindung zur Mutter hergestellt, die ihrer Tochter sagte:
„Kindchen, komm!“ Vier Wochen später nahm sich Irmtrauts
Schwester mit Arsen das Leben.
Dieses
Erlebnis war später für Irmtraut Wäger eine innere
Warnung, sich von esoterischen Zirkeln fernzuhalten. Ihre Schwester Erika nahm
sich im Alter von 70 Jahren das Leben. 1929 starb ihr Bruder Siegfried,
designierter Gutserbe, bei einem tödlichen Unfall mit
seinem Jagdgewehr. Der Vater verkaufte den Betrieb, wurde finanziell betrogen,
und die Familie musste 1932 bettelarm den Gutshof verlassen – das
schlimmste Schockerlebnis für die noch junge
Irmtraut. Der Vater bekam ein Alkoholproblem und starb schwer krank und seelisch
gebrochen im Jahr 1935.
In jenem
Jahr 1935 kam der XIV. Dalai Lama zur Welt, der Jahrzehnte später das Leben von
Irmtraut Wäger entscheidend bereichernd sollte. Mit
17 Jahren heiratete sie einen Drogisten und Inhaber eines Kolonialwarenladens.
Zwei Monate vor ihrem 18. Geburtstag wurde ihre Tochter Irmtraut geboren. Ein
Jahr später kam ihr Sohn Winhard zur Welt. Die Ehe
wurde bald geschieden – die Schwiegermutter war das Problem. Das Gericht hatte ihr 1943 das
Recht zugesprochen, ihre Kinder regelmäßig zu sehen. Als sie aber einen Besuch
im ehemaligen Familienhaus machte, sagte ihre Tochter erstaunt: „Der Papa hat
doch gesagt, dass du tot bist und du nie mehr wiederkommst!“
Schwere
Arbeitsjahre im Lazarett von Königsberg folgten. In ihrer knapp bemessenen
Freizeit las Irmtraut Wäger die ersten Bücher über
Asien und Tibet.
Nach der
Flucht aus Ostpreußen im März 1945 lernte sie auf Schloss Elmau
bei Garmisch-Partenkirchen einen Lehrer kennen, der an der Deutschen Schule in
Santiago de Chile tätig war und vorübergehend als Hausmeister in Elmau tätig war. Er war in Chile verheiratet. Ohne eine
feste Bindung einzugehen, hatte sie den Wunsch nach einem Kind. Im September
1948 wurde ihr Sohn Martin geboren, der nach Chile zurückgekehrte Vater hat
sein Kind nie gesehen.
Irmtraut Wäger
Die
Lebens- und Arbeitsstationen wechselten ständig. Sie bekam eine Anstellung bei
Siemens, zunächst als Akkordarbeiterin, und zog 1969 in eine kleine Wohnung in
München, in der sie bis heute lebt. 1975 reiste sie dann erstmals nach Indien,
das für sie zur zweiten Heimat wurde. 1983 übernahm sie den Vorsitz der
Deutschen Tibethilfe;
in unermüdlicher Fleißarbeit hat sie Millionenbeträge
gesammelt und bis zu ihrem 85. Lebensjahr alle Projekte vor Ort genau verfolgt
und dokumentiert.
Wer
jemals ihre winzige Wohnung in der Münchner Mauthäuslstraße
besucht hat, kann sich kaum vorstellen, welch gewaltiges Projekt man von
räumlich-bescheidenen Verhältnissen aus realisieren kann.
Im Juni
2003 besuchte der XIV. Dalai Lama Irmtraut Wäger, die
er liebevoll „Ama“ (tibetisch: Mutter) nennt, in
ihrer Münchner Wohnung. „Jedes Mal, wenn Ama Irmtraut
nach Indien kam, besuchte sie mich, um ihre aufrichtige Meinung über die
Entwicklung der tibetischen Exilgemeinschaft mit mir zu teilen. Ihr Bemühen war
für mich stets berührend und die Gespräche mit ihr sehr erhellend“, schreibt
der XIV. Dalai Lama in seinem Vorwort.
Irmtraut Wäger ist mit diversen Preisen und Orden ausgezeichnet
worden. Erst mit 90 Jahren hat sie den Vorsitz der Deutschen Tibethilfe in andere Hände übergeben. Mehr als 30 Jahre hat
sie sich mit außergewöhnlicher Kraft für die Tibeter engagiert. Als Leitmotiv
dienten ihr die Worte des XIV. Dalai Lama: „Gib niemals auf, egal was passiert.
Gib niemals auf, entwickle dein Herz. Zu viele Dinge in deinem Land entwickeln
den Verstand anstelle des Herzens. Habe Mitgefühl, nicht nur mit deinen Freunden,
sondern mit jedem Wesen. Habe Mitgefühl und arbeite für den Frieden. Und ich
sage noch einmal: Gib niemals auf. Egal was passiert, gibt nicht auf!“
Ein
zutiefst berührendes Buch eines trotz größter Schicksalsschläge erfüllten
Menschen.
Irmtraut Wäger
AMALA
Mein Leben für Tibet
Nymphenburger Verlag München
Februar 2011 – 238 S. - € 19,95