-------- Original-Nachricht --------

Datum: Fri, 25 May 2012 14:26:28 +0200

Von: "Heinrich Boeker" <H.Boeker@gmx.at>

An: Bobi.Emil@profil.at, Voigt.Oliver@profil.at, Schwayda.Wolfgang@profil.at, Rainer.Christian@profil.at, Treichler.Robert@profil.at, Hoffmann-Ostenhof.Georg@profil.at, Nikbakhsh.Michael@profil.at

CC: online@news.at

Betreff: Was passiert in Tibet?

 

Sehr geehrte Damen und Herren der Profil Redaktion!

 

Ich bin seit Jahren treuer und begeisterter Abonnent Ihres Magazins, Ihre objektive, kritische und oft humorvolle Berichterstattung zu so gut wie allen Tagesthemen beschert mir Woche fuer Woche ein paar Stunden (ich lese langsam) anregender Unterhaltung, besinnlicher Anregung und nachdenklicher Ueberlegungen,

 

kurz: ich freue mich zu Wochenbeginn auf den Weg zum Postkastl, um mir meine Kopie abzuholen.

 

 

Zum Grunde meines Schreibens:

 

 

Vor kurzem hat es im einzigen Tibet-Restaurant Oesterreichs gebrannt, so etwas ist bisher noch nie passiert und jetzt ploetzlich, zufaellig genau zum Besuch des Dalai Lama in Wien und vor dem Hintergrund der inzwischen ueber 30 Selbstverbrennungen in Tibet, geht dieser soziale und kulturelle Tibeter-Treffpunkt in Flammen auf.

 

Ist jedenfalls, wenn schon nichts Anderes, ein sehr merkwuerdiger Zufall.

 

Was ich im Profil vermisse, sind Berichte - kritische Berichte - zu politischen Themen in Sachen China und die Besetzung Tibets vor knapp 60 Jahren und die seit damals andauernden staendigen und besonders schweren und grausamen Menschenrechtsverletzungen. Es mag wohl den einen oder anderen Artikel gegeben haben, verzeihen Sie, falls Sie sich zu Unrecht ermahnt wissen sollten.

 

Diese Woche ist der Dalai Lama als religioeses Oberhaupt einer Buddhistischen Religionsgemeinschaft in Wien, am kommenden Wochenende wird er in Wien auch an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen und wohl auch - hoffentlich - im Fernsehen zu sehen sein.

 

Die Gruende fuer diese Veranstaltungen sind aber keineswegs religioeser Natur, wie Sie vermutlich auch genau wissen.

 

Im Internet finden sich furchtbare Bilder ueber die aktuellen Zustaende in Tibet und die schrecklichen Selbstverbrennungen, zum Beispiel, unter vielem anderem:

 

http://www.youtube.com/watch?v=C2J_PlC5OVA&feature=relmfu

http://www.youtube.com/watch?annotation_id=TibetArchive_annotation_3254&v=94WIlXsKnsI&feature=iv&src_vid=C2J_PlC5OVA

http://www.youtube.com/watch?NR=1&feature=endscreen&v=hTKNENM2WoQ

http://www.youtube.com/watch?v=Bl0tZ0BK5GE

http://www.youtube.com/watch?v=dhx3SdqcfYo&feature=relmfu

 

Ich wuenschte, wir wuerden dazu auch mehr in Radio, Fernsehen und in unseren grossen und repraesentativen Zeitungen hoeren, sehen und lesen.

Leider ist genau das Gegenteil der Fall, man hoert kaum etwas darueber, wenn man sich nicht aktiv selbst mit Hilfe des Internets und der Berichte der Exiltibeter darueber informieren koennte und wuerde, waere im fernen China alles in Ordnung.

 

Koennen wir uns als Oesterreicher nach all dem, was in der zweiten Haelfte des vergangenen Jahrhunderts passiert ist, schweigend damit abfinden, was zwischen China und Tibet passiert ist und leider laufend passiert?

 

Sind wir es nicht unseren Eltern und Grosseltern, die fuer die Errichtung einer Demokratie und fuer die Wertschaetzung der Menschenrechte auf der ganzen Welt gestorben sind, schuldig, unsere Augen, Ohren und Muender nicht einfach zuzuhalten und nichts zu tun?

 

Wie schlimm, nun hoeren zu muessen, dass unsere Regierung und deren hoechste Vertreter nicht bereit sind, den Dalai Lama offiziell zu treffen, obwohl er keinerlei politische Funktionen mehr hat? Das ist eine Solidaritaetskundgebung mit der chinesischen Politik der Gewalt und Unterdrueckung.

 

Ist unser Bundespraesident einfach nur feige, was sonst steckt dahinter?

 

Derartiges geschieht hierzulande nicht zum ersten mal, unter anderem denke ich zurueck an den 70. Geburtstag besagten Lamas vor ein paar Jahren.

 

Damals, zum 70. Geburtstag des Dalai Lamas also gab es, bitte korrigieren Sie mich, falls ich da falsch liegen sollte, eine oesterreichische Sonderbriefmarke fuer diesen besonderen Tag, die dann, nachdem alles fix und fertig war, wieder eingestampft wurde.

 

Warum?

 

Wofuer verkauft sich der hoechste Vertreter unsers Bundesstaates, wovon und wofuer und warum laesst er sich einschuechtern?

 

Sind es die Lobbys der grossen Wirtschaftskonzerne?

 

Womit soll uns China drohen oder uns unter Druck setzen?

 

Dass sie uns keine billigen EDV-Systeme, Gadgets der Unterhaltungsindustrie, Knoblauch und Kuerbiskerne, potentiell giftige Spielsachen und diverse andere Konsumgueter mehr liefern wollen und werden?

 

Dass sie uns vielleicht eine (kurze) Zeit lang nichts mehr abkaufen werden?

Oder dass es im Schloss Schoenbrunn ein paar Monate lang etwas weniger Chinesische Touristen geben koennte?

 

Ein Hoch auf Haudegen wie Hubert von Goisern, ein Stueck Rueckgrat dem ich mich zu grossem Dank verpflichtet fuehle.

 

Ich wuerde mich ueber einen disbezueglichen Artikel aus Ihrer aller spitzen Federn sehr freuen! Wenn einer keine Spundus vor irgendwelchen asiatischen Potentaten hat, sind es hoffentlich Sie und Ihre Redaktion. Sie haben jedenfalls wesentlich bessere und professionellere Moeglichkeiten zur qualifizierten Recherche - selbstverstaendlich erwarte ich keine einseitige pro-tibetische Berichterstattung, eine neutrale Sachverhaltsdarstellung ist mir ernstes Anliegen.

 

 

Besten Dank schon im voraus und

 

freundliche Gruesse

 

Heinrich Boeker

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Heinrich Böker

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