Die Presse 27. Mai 2012
Dalai Lama:
Außenministerium nach China-Kritik "gelassen"
Dass China Österreich wegen
des Besuchs des Dalai Lama kritisiere, sei "zu erwarten gewesen",
sagt das Außenministerium.
Das Wiener Außenministerium
hat auf die Kritik Chinas am Besuch des Dalai Lamas in Wien und seinen Treffen
mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Außenminister Michael Spindelegger
(ÖVP) mit Gelassenheit reagiert. "Das war zu erwarten", hieß es am
Sonntag. Es handle sich aber um den Besuch eines Religionsführers, womit es
keine Widersprüche zur österreichischen Diplomatie gegenüber China gebe.
Österreichs Ein-China-Politik sei weiter aufrecht.
Das Außenamt habe den
chinesischen Botschafter außerdem im Voraus über den Besuch des Oberhauptes der
tibetischen Buddhisten informiert, hieß es. Spindelegger war am Freitag mit dem
Dalai Lama zusammengetroffen, Faymann am Samstag im Rahmen eines Frühstücks.
Offizieller Protest
Bundespräsident Heinz Fischer
war mit dem Dalai Lama nicht zusammengekommen. Er stellte aber in einem
Interview mit der Tageszeitung "Kurier" klar, dass
sich Österreich als souveräner Staat "von niemandem vorschreiben"
lasse, "wer unser Land besuchen darf und hier empfangen wird und wer
nicht."
Am Samstagnachmittag hatte es
einen offiziellen Protest aus Peking gegeben. In einer schriftlichen
Stellungnahme des chinesischen Außenministeriums wurden die Treffen "als
schwere Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" bezeichnet.
Durch die Vorgangsweise würden
die "Gefühle des chinesischen Volkes verletzt", hieß es in einer
Aussendung, zudem würde "den Kräften der Unabhängigkeit von Tibet"
ein falsches Signal gegeben. Weiters hieß es in dem
Schreiben: "Die Angelegenheit von Tibet stellt eine reine innere
Angelegenheit Chinas dar." Der Dalai Lama sei ein Politiker im Exil,
"der seit langer Zeit unter dem Deckmantel der Religion antichinesische
und separatistische Aktivitäten betreibt."