Beschreibung: „Sie ist schöner und mutiger, eine wirkliche Heldin. Ich bin keine“ | Nachrichten.at

03. Juni 2012

Sie ist schöner und mutiger, eine wirkliche Heldin. Ich bin keine“

Perfektes Timing: Nach dem großen Dalai-Lama-Rummel in Österreich kommt Maria Blumencrons Spielfilm-Erstling Wie zwischen Himmel und Erde in die Kinos. Es ist dies die Geschichte eines abenteuerlichen Fluchtversuchs in Tibet und einer mutigen jungen Frau.

OÖN: Sie haben sich einmal persönlich als Fluchthelferin versucht?

Maria Blumencron: In Zusammenarbeit mit der tibetischen Exilregierung habe ich von Lhasa aus eine Flüchtlingsgruppe begleitet, aber irgendwie flog das auf. Ich wurde am 25. Dezember 1999 verhaftet. Ich hatte ein Kamera-Equipment dabei und versuchte, ihnen einzureden, dass ich eine verrückte Bergsteigerin sei, die Weihnachten am Mount Everest feiern und das filmen wollte. Der Ton wurde zusehends schärfer, ich hörte im Gefängnis auch Schmerzensscheie von Frauen, aber sie ließen mich schließlich frei.

OÖN: Diese Erlebnisse waren Grundlage für Wie zwischen Himmel und Erde. Warum ein Spielfilm?

Maria Blumencron: Weil er andere Herausforderungen birgt. Schon beim Drehbuchschreiben habe ich gemerkt, dass man wahre Geschichten fürs Kino in eine andere dramaturgische Form bringen muss.

OÖN: Im Film heißt die Heldin Johanna und wird von Hannah Herzsprung gespielt. Wo liegt der Unterschied zwischen Johanna und Ihnen?

Maria Blumencron: Sie ist schöner und mutiger als ich. Sie ist eine wirkliche Heldin, ich bin keine.

OÖN: Warum sagen Sie das?

Maria Blumencron: Wer weiß, vielleicht hätte ich, wie Johanna, nach meiner Gefangennahme auch die Möglichkeit gehabt, übers WC zu fliehen. Doch dazu war ich wohl zu feige. Die Flüchtlingsgruppe wurde leider erwischt, und einer der Fluchthelfer kam in Folterhaft. Am Ende hat er es ins Exil geschafft, ich hatte große Angst, dass er mich nicht wieder treffen wollte. Aber dann kam es doch dazu, und er hat mir nichts nachgetragen.

OÖN: Haben Sie Hannah Herzsprung selbst als Hauptdarstellerin ausgewählt?

Maria Blumencron: Ja, ich hatte ein Mitspracherecht, und zu ihrem Namen schrieb ich Darling Nummer eins. Eine bessere Wahl konnten wir nicht treffen. Es gibt keine andere, die ein solches Augenspiel hat. Sie spielt, bei aller extremen Zurückhaltung, alles über die Augen, und das kommt bei ihr direkt aus der Seele.

OÖN: Handeln Ihre nächsten Projekte wieder in Tibet?

Maria Blumencron: Nein, Am Donnerstag nach dem Regen spielt in Russland. Und mein nächster Roman betitelt sich Die rote Madonna, geht in die christliche Mystik und handelt von der Trinität der Madonnen.