Tibet
sieht "ermutigende Signale" Dalai Lama setzt auf neuen Präsidenten in
Peking
Dharamsala (RPO). Nach monatelangem diplomatischen Stillstand sieht der Dalai Lama ermutigende
Signale aus China und zeigt sich bereit für Verhandlungen. Es gilt als sicher,
dass Xi Jinping nach einem Kongress der Kommunistischen Partei noch in diesem
Jahr zum Präsidenten ernannt wird. Zwar sei es zu früh zu sagen, ob ein neuer
Präsident eine andere Haltung gegenüber Tibet einnehme und den den Stillstand
aufbreche, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter in einem Interview.
Der Dalai Lama und der
Ministerpräsident der Tibetischen Zentralregierung Lobsang Sangay beim 52.
Geburtstag des Tibetischen Tags der Demokratie. Foto: afp, STRDEL
Aber was er höre, mache ihm Mut. "Ich kann das noch nicht sicher
sagen, aber meine chinesischen Freunde sagen, die neue Führung könnte milder
auftreten." Der Dalai Lama betonte, sollten die Chinesen "in ihrem
eigenen Interesse" eine realistischere Haltung einnehmen, seien die
Tibeter zu einer "vollständigen Kooperation" bereit.
Der Dalai Lama zeigte sich damit deutlich optimistischer als noch vor
ein paar Wochen. Damals bezeichnete er die Aufnahme formaler Verhandlungen -
die seit 2010 auf Eis liegen - als aussichtslos, sollte die Volksrepublik ihre
Haltung nicht ändern. Der buddhistische Mönch kannte in den frühen 1950er
Jahren Xis Vater, Xi Zhongxun.
Der Dalai Lama und der
Ministerpräsident der Tibetischen Zentralregierung Lobsang Sangay (links) beim
52. Geburtstag des Tibetischen Tags der Demokratie. Foto: afp, STRDEL
Dieser gilt als einer der liberalsten Anführer der Chinesischen
Revolution und war in der Tibet-Frage kompromissbereit. Tibet wurde 1950 von
China erobert und gilt nun als autonome Region innerhalb der Volksrepublik. Die
Tibeter und vor allem die Mönche wehren sich seit langem gegen die von ihnen
ausgemachte Unterdrückung ihrer Kultur. Zuletzt hatten Selbstverbrennungen von
Tibetern die Spannungen verschärft.
Dalai: Selbstverbrennung "nachvollziehbar"
Der Dalai Lama rief China in dem im indischen Dharamsala geführten
Interview auf, den Gründen für die Verzweiflungstaten nachzugehen. "Ich
werde niemanden zu diesen drastischen Taten ermutigen, aber sie sind
nachvollziehbar und sehr, sehr traurig." Nun sei die Führung in Peking am
Zuge. "Natürlich ist es einfach, mir oder einigen Tibetern die Schuld
geben, aber das wird das Problem nicht lösen." Nach Darstellung von
Menschenrechtsgruppen haben sich mehr als 50 Menschen in Brand gesetzt, um
gegen die chinesische Oberhoheit zu protestieren.